Das Projekt

Angeregt durch eine Fachtagung im Augustinerkloster zur Erfurter Bildhauerfamilie Friedemann 2016 wurde u. a. das Stammbuch als Quelle verwendet. Dazu kam das Interesse des Erfurter Geschichtsmuseums, deren Mitarbeitende zum Thema „Erfurt und das Bier“ eine Ausstellung vorbereiteten. Auch dafür diente das Stammbuch als Quelle. Letztlich konnte im Begleitheft zur Ausstellung „Es braut sich was zusammen“ ein Aufsatz von Sebastian Ringeis erscheinen, in dem die wesentliche Inhalte des Stammbuches und deren Überlieferung dargestellt wurden.

  • Neben dem transkribierten Stammbuch des Viertels Mercatorum (Pfarrei der Evangelischen Kaufmannskirche) bewahrt das Stadtarchiv Erfurt zwei weitere solcher Stammbücher auf:
  • das Stammbuch der Walpurgisherren in den Vierteln Johannis und St. Viti (1644-1727)
  • das Stammbuch der Walpurgisherren im Viertel St. Mariae und Andreae (1625-1804).[1]

Aus dem der Viertel Johannis/Viti konnten wenige ergänzende Hinweise zur Transkription des Stammbuches Mercatorum gewonnen werden. Muthmaß[lich] sei das Stammbuch Johannis/Viti aber fehlerhaft, weil es in der Pestzeit 1625/1626 verlegt, befleckt und zerrissen wurde.[2] Das zu Mariae/Andreae ein schmales und hohes Folio - fällt durch großformatige Bild- und Spruchbeigaben auf. 

Der Überlieferungsprozess der Quelle ist komplex. So erscheint der Titel in zentrierter Schrift mit Umrandung erst auf Blatt (Folie) 5. Dem voran gestellt wurde wohl erst spät in der Entstehungsgeschichte der Quelle ein Verzeichnis der Biereigenhöfe (Stand 1605- 1620), diesem wiederum die auf 1290 verweisende Tradition des Brauwesens (Folie 1).

Der von der Quelle nur bis 1634/1636 verwendete Begriff des Viertels Mercatorum irritiert insofern, als Mercatorum kein Stadtviertel war, sondern der nach der Kaufmannskirche benannte Pfarrbezirk. Die vier Stadtviertel waren Viti, Mariae, Johannis und Andreae. Wirtschaftliche Veränderungen des Brauwesens führten also - wie 1634 - zu Strukturen, die mit den überkommenen Vierteln mancherorts nicht übereinstimmten.

Herzlich gedankt sei Frau Dr. Antje Bauer, Direktorin des Erfurter Stadtarchivs, Dr. Michael Ludscheidt, Bibliothek des Evangelischen Ministeriums, Dr. Michael Matscha, Bistumsarchiv Erfurt, Dr. Ilsabe Schalldach (Erfurt) und Rolf-Torsten Heinrich (Dresden) für deren Unterstützung, und besonders Dr. Holger Berg für die Idee und redaktionelle Begleitung des Projektes.

Sebastian  Ringeis, Erfurt im August 2019


 

[1] StadtA 1-1/3-2 Stammbuch Johannis/Viti, ebd. 1-1/3-3 Stammbuch Mariae/Andreae.
[2] Stammbuch Johannis/Viti ebd. fol. 3r.